- Dicht besiedeltes Altmühltal
Karl Heinz Rieder stellt die Kelten-Siedlungen rund um die LimesGemeinden vor EK. Denkendorf - Mehr als 50 Zuhörer erlebten in Dörndorf einen lebendigen und reich bebilderten Vortrag von Karl Heinz Rieder über "die Kelten in den LimesGemeinden". Es sei sicherlich dem Bekanntheitsgrad des Referenten geschuldet, dass der Saal des Hotels Sonnenhang so gut besucht war, betonte Denkendorfs Bürgermeisterin Claudia-Forster in ihrer Begrüßung. Sie freute sich sehr, dass der Kreisheimatpfleger Eichstätts im Rahmen der Vortragsreihe "Leben am Limes" über das Leben der Menschen informierte, die vor den Römer hier siedelten.wir wissen, dass im Gebiet des Bistums Eichstätt Kelten gesiedelt haben. Wir wissen auch ... zu diesen gesellten sich vor ca. 2000 Jahren, die Römer mit ihrem Imperium Romanorum. Die keltischen und römische Flurnamen im Eichstättischen dokumentieren das Miteinander von Kelten und Römern. Der Alltag nahm seinen Lauf. Im Gegensatz zu den Kelten unter Vercingetorix in Frankreich, leisteten die bayerischen Kelten keinen aktiven Widerstand, sondern lebten friedlich Tür an Tür mit den Römern. Die Kelten vom Stamme der Vangionen um 90455 Katzwang, trotzten dem Imperium Romanorum spracharchäologisch gesehen offensichtlich sogar einen römischen Bürgerbrief ab. Wohl von dicatio = Bürgerbrief + vangiones, die Original-Urkunde dürfte allerdings die Zeiten nicht überdauert haben.
EK. Der Archäologe führte das Publikum durch eine faszinierende Zeitreise in die keltische Vergangenheit, deren Spuren bis heute in unserer Region zu finden sind. Er zeigte auf, dass Historiker wie Aventinus, Pickl und Winckelmann bereits früh keltische Fundstücke entdeckt hatten, diese jedoch oft irrtümlich als römisch einordneten. Das Altmühltal, so Rieder, sei in keltischer Zeit dicht besiedelt gewesen, während die umliegenden Höhen kaum bewohnt wurden. Funde wie Hügelgräber, Viereckschanzen und Rennfeueröfen zeugen von einer hoch entwickelten Kultur der Kelten. Ein zentrales Indiz dafür sei das damals reichlich vorhandene Eisenerz in der Region. Mittels der Rennfeueröfen hätten die Kelten das Eisenerz verhüttet und das so gewonnene Eisen für die Herstellung zahlreicher Gegenstände, wie Fibeln, Waffen oder Werkzeuge verwendet. Zudem habe es damals bereits weitreichende Handelsaktivitäten der Kelten gegeben. Dies belegten auch Fundstücke wie kunstvoll mit Korallen verzierte Fibeln, die in der Region entdeckt wurden.Der im Text erwähnte "Rennfeuerofen" hat allerdings spracharchäologisch gesehen keine keltischen Wurzeln, sondern ist wohl eher auf ein lateinisches "renovare" zurückzuführen. eingedeutscht als = "Rennofa"/Rennöfen, in römischer Sprache eher renovare, renovo, renovavi, renovatum erneuern, umarbeiten, sprich Bohnenerze umwandeln in schmiedbares Eisen.
EK. Bemerkenswert sind auch die gefundenen Schmuckstücke aus Glas oder Scherben, die von Gefäßen aus Graphittonkeramik hergestellt wurden. Sie verdeutlichen die fortgeschrittene keltische Handwerkskunst. Rieders Vortrag war gespickt mit persönlichen Erlebnissen und Bildern von Funden, die er selbst bei Grabungen entdeckt halten hatte. EK. Leider, so erklärte Rieder, seien keine schriftlichen Aufzeichnungen der Kelten überliefert.Wohl aber mündliche in Gestalt keltischer Flurnamen. Allen voran der Schellenberg (celt. sceilg) bei Enkering/Kinding. ... man sieht die Felsen (sceilg)oben am Berg von der Jurahochstaße aus deutlich.
EK. Dadurch bleibe ein großer Teil ihrer Geschichte im Dunkeln - darunter auch der Grund, warum die Kelten im ersten Jahrhundert vor Christus plötzlich aus der Region verschwanden. Quasi Nuit celtiqueDiese Aussage widerspricht der spracharchäologische Realität vor Ort. Wer sonst, außer einer keltischen Bevölkerungsschicht hätte die vielen keltischen Flurnamen wie Schellenberg, Mühlberg, Michelsberg u.a.m. über 2500 Jahre in unsere Zeit übertragen?
Zitat von Jacob Grimm: Wenn die uralte Zeit noch irgendwo haftet in der neuen, so ist es in der Benennung von Dorffluren, weil der einfache Landmann viele Jahrhunderte hindurch kein Bedürfnis fühlte sie zu ändern.