Lateinische Sprachrelikte
im bayerischen Dialekt

Ortsnamen

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  • Die -statt und -stetten-Orte des Bistums Eichstätt
  • Quelle Dr. M. Bachereler HSB 50 1935:
    An Ortsnamen auf - statt, - stetten weist die Diözese Eichstätt folgende auf:
    I mit Pn 5 (3 Altpf.): Ingolstadt (9. Jh. Foe; Ingoldestat; Pn Ingold), Pfd. Haunstatt (1087 Hei 263 Hunestat, Pn. Hun), Pfd. Wettstetten (12. Jh. Foe, Wezessteten, Pn Wezzi), Idsteten (c. 1060 Gund.; Pn Idi) j. Igstetterhof, *Bernstettenn 5 Höfe abg. zwischen Hitzhofen und Böhmfeld (1392 u. 1398 RB 11, 122, MB 50, 421 Pn Bero). ohne Pn 4 (2 Pfk., 1 Urpf.): St. Eichstätt (899 Foe, Aichstet, Eichstetin, eih = Eiche), Pfd. Obereichstätt, D. Altstetten, *Argenstetten abgeg. b. Monheim. (1470).
    II mit Pn 6 (2 Altpf.): *Larenstetten abgeg. b. Eichstätt (1355 [Pn Laro]; viell. die E. Lüften); Kd. Hirnstetten (12. Jh.[Quellen z. bayer. und dt. Gesch. I 289] Herswinesteten, Pn Heriswind), E. Reckenstetten (Pn Recko), D. Appenstetten (so 1368 RB 9, 199, Pn Appo), Pfd. Laibstatt (l080 Hei 259 Leibestat, Pn Laib); Pfd. Ettenstatt (985 Foe, Etdenstat, Pn Etto); ohne Pn 2 (2 Spätpf.): Pfd. Oberhochstatt (899 Hei 83 Hohenstat), St. Freystadt (gegr. 1305).
    III mit Pn 4 (2 Pf., 1 Urpf.): Pfd. Haunstetten (c. 1183 Hei 501, Hustet, Pn Hun), Pfd. Plankstetten (1129 Hei, 327 Blancksteten, Pn Blank; Urpf.), Kd. Mallerstetten (1305 Lefflad 909 Malichersteten; Pn Malicher, Malaher), *Hofmannstetten,abg. bei Staufersbuch (1326 MB 36, 636, Pn Hofmann). ohne Pn 4: *Kirstetten (1209 Hei 547, zu kirche) b. Pavelsbach; *Hahnstetten b. Pollanten abgeg. Burg (Sammelbl. 39, 14, hagan Einhegung), E. Weiherstetten (12. Jh. MB 13, 39, zu ,,Weiher", jetzt Badelhütten); Kd. Hollerstetten (1130 [ Rieder, die pfalzneuburgische Landsschaft, 1. Forts: S.124] Holrstetten, holre Hollunder).
    IV mit Pn 2: Seiboldstetten (IV B, Pn Seibold), *Nardostatt (IV C, 1325 test. Castel.) abgeg. b. Sindelbach (Pn Nardolt), ohne Pn 3: D. Schmidstatt, Weiherstatt abgeg. b. Schmidstatt (1326, Sulzbacher Kalender 1912 S. 83), W. Rohrenstatt (1293 Lefflad reg. Gebhardi 61 Rornstatt, ror = Schilfrohr), Mühlstatt im Amte Berg bei Neumarkt i. O. (1274 Hist. Ver. Oberpf. 5; 89).
    V mit Pn 5 (2 Spätpf.): W. Ungelstetten (1360 RB 9, 7 Ulichsteten, Pn Ulich) Pfd: Leerstetten(1194 Hei 499 Lareristetten, Pn Laro), W. Reckenstetten (Pn Reko), Kd. Seligenstadt (1489 Scherlein; Seylingstat, Pn Saling), Pfd. Liebenstatt (c. 1060 Gund.;Liubenstat, Pn Liubo). - ohne Pn -
    VI mit Pn: W. Selgenstatt (1152 Hei 392 Selegenstat, Pn Salico), ohne Pn: - D. Mühlstetten (1302 MB 49, 312, Mulstetten).
    VII ohne Pn 3 (2 Spätpf.): Pfd. Kattenhochstadt (= das kleine Hochstadt), D. Nordstetten (1272 Hei 857 Norstetten), Pfd. Neunstetten (1169 Hei 446 Niuwenstat, zu "neu-"). - mit Pn: -
    VIII mit Pn: Pfd. Wolferstadt (1179 MB 49,12 Wolferstat, Pn Wolfher). - ohne Pn: Pfd. Fünfstetten (c. 1060 Günd., Vinuistatt), W. Waldstetten.
    44 -statt, - stetten enthalten ein Bestimmungswort, und zwar 24 einen Pn (10 Pfk., 8 alte, 1 Urpf.), 20 einen Gattungsnamen (7 Pfk., 2 alte; 1 Urpf.), wobei Eichstätt und das schon durch den Namen als jünger erwiesene Obereichstätt sowie Oberhochstatt und Kattenhochstatt jedes gesondert gezählt ist. Außerdem erscheint zweimal einfaches "Stetten" (D. Pf. Schwimbach Teilg. II und Pfd. Teilg. VII C). Nicht berücksichtigt sind hier die 8 "Hofstetten", von denen 4 Weiler (Pf. Alfeld, Theilnberg, Elpersdorf, Wieseth), 1 Dorf (Pf. Zell), 1 Kirchdorf (Pf. Roth), 1 Pfarrdorf, (Teilg. I B) und 1 abgegangen ("Hofsteten bei Chezzelberch" MB 52, 50 i. Jahre 1347, vielleicht ein Teil des heutigen Dorfes "Bürg") sowie W. Trachenhofstätt (1245 Draichshovestet; zu Pn Draich [Muck, Gesch. v. Kloster Heilbronn 1879 II 2821).
    Unter den 44 - statt befinden, sich 17 Pfarrsitze (= 40%, darunter 10 (= 1/4) alte Pfarreien (von den 24 mit Pn 8= 1/3, von den 20 ohne Pn 2 = 1/10) 2 Urpfarreien (Eichstätt, Planksstetten); fast die Hälfte sind also größere Orte, 3 sogar Städte, nämlich Eichstätt, Ingolstadt und das erst im Hochmittelalter (1305) gegründete Freystadt. Doch sind auch viele kleine Siedlungen unter den -statt: 3 Weiler (Reckenstetten bei Ebenried, Wald-, Ungel-) 9 Wüstungen,(*Weiher-, *Nardol-, *Hofmann-, *Hahn-, *Kir-, *Argen-, *Laren-, *Bern-, *Mühl-), 4 Einöden (Recken- bei Möning; Appen-, Weiher-, Igstetterhof),- insgesamt 16 (= c. 1/3). In der kirchlichen Geltung steht -statt den -hausen nahe. Die mit Pn gebildeten haben hier wie bei den - ing, -heim und -hausen den Vorrang.
    Hinsichtlich der Lage nimmt die Mehrzahl der, -statt guten Talboden ein. Nicht ganz ein Drittel sucht die Hochfläche auf: *Bern-, Hirn-, *Laren-, Haun-, Maller-, Seibold-, Weiher-, *Hahn-, Hofmann-, Waldstetten und Selingstadt.
    Wie ein Blick auf die Karte zeigt, treten -statt, -stetten nirgends in dichter Ballung; sondern paarweise oder vereinzelt auf, in alt- wie jungbesiedeltem Gebiet, häufiger freilich in altbesiedeltem Gebiet. Die Mehrzahl liegt in der Nähe alter Orte: Ingol-, Haun-, Wett- und Id- im ing-Gebiet der Donau an Wasserläufen, in besserer Lage als -hofen), Oberhochstadt bei Weißenburg (- castrum Biricianum) am Ursprung eines Baches, Ettenstadt am gleichen Bach wie Höttingen; Lieben- und Selgenstadt bei Walting-Heideck (ersteres am Ursprung eines Baches); Laibstatt an einem Bach bei Thalmässing. in dessen Nähe auch Appenstetten; Plankstetten bei Berching an der Sulz, Wolferstadt zwischen Otting und Döckingen, Fünfstetten zwischen Otting und Müdling, Waldstetten bei Otting, Reckenstetten bei Möning an der Schwarzach; Hollerstetten bei Oberweiling an der Schwarzen Laber, Mallerstetten bei Töging, Haunstetten bei Kinding, Hahnstetten bei Berching; Eichstätt im ing-Gebiet des Altmühltales, Nordstetten am Wurmbach bei Gnotzheim, Altstetten bei Emskeim.
    Nicht selten liegen die -statt, -stetten-0rte in der Nähe alter Straßen. Für einen kleinen Teil des Bistums, nämlich für das Limesgebiet bei Ingolstadt-Eichstätt gibt es eine Karte alter Straßen (Bericht XI der Römisch-germanischen Kommission, Kartenbeilage II). Dort findet man Ingolstadt an einer vorrömischen Straße, Haunstatt und Wettstetten, *Bern- und Hofstetten in der Nähe römischer und vorrömischer Straßen, Eichstätt und Hirnstetten an der Kreuzung einer römischen und vorrömischen Straße, *Larenstetten an einer vorrömischen, Igstetterhof an einer Römerstraße, Oberhochstatt in der Nähe der Teufelsmauer, Kattenhochstatt bei der von Grönhart aus nordwestlich verlaufenden Römerstraße. Für alle im Bereich dieser Karte gelegenen -statt, -stetten ist also die Lage in der Nähe alter Straßen gesichert. Bei den übrigen -stetten-Orten sind wir auf Vermutungen aus dem Kartenbild angewiesen. Daß durch die Senke bei Ellingen-Heideck, in der Etten-, Laib-, Lieben- und auf dem Bergrand Selingstatt liegen; ein alter Straßenzug führte, ist sehr wahrscheinlich; ebenso sind als alte Verkehrswege anzusprechen das Tal der Schwäbischen Rezat (mit Mühlstetten), das Schwarzachtal (mit Reckenstetten), das Sulztal (mit Plankstetten), das Labertal (mit Hollerstetten); Rohrenstatt und Seiboldstetten führen vom Laber-, zum Pegnitzgebiet, Ungelstetten vom Schwarzach- zum Pegnitzgebiet. Die in einer Liniegelegenen Fünfstetten, Waldstetten und Wolferstadt verbinden Wörnitz- und Altmühlgebiet. Haunstetten liegt auf dem kürzesten Verbindungsweg zwischen den alten Orten Kinding und Beilngries, Mallerstetten zwischen Beilngries und Töging.
    Die -statt, -stetten-Orte haben demnach zumeist eine gute Siedlungslage: über zwei Drittel liegen im Tal, die Hälfte aller -statt, -stetten findet man in der Nähe alter Orte, die meisten an oder nahe bei alten Straßenzügen. Auch die kirchliche Bedeutung ist günstig, besonders bei den mit Pn gebildeten. Der Entstehungszeit nach gehört zur späteren Schicht vor allem Freystadt; das nachweisbar erst eine mittelalterliche Markgründung aus dem Jahre 1305 ist; junges Gepräge tragen auch der gewerbliche Name Schmidstatt sowie die Lagenamen Weiherstetten und Waldsteten, bei welch letzterem wohl Angleichung eines Rodenamens an die nahen Wolferstadt und Fünfstetten vorliegt. Jene -statt, - stetten aber, die in der Nähe von ing-Orten und nahe bei alten Straßen liegen, müssen, angesichts ihrer Lage und Bedeutung früh entstanden sein und dürfen nahe an die - heim gerückt und etwa den - hausen gleichgesetzt werden; sie gehören der älteren Ausbauzeit an (7./8. Jh.). Der Name Mühlstetten weist in die karolingische Zeit, *Kirstetten in die Zeit nach der Christianisierung; Obereichstätt, flußaufwärts von Eichstätt gelegen, muß nach Eichstätt, wo bereits römische Siedlung stand, aber noch vor Rebdorf, Wasserzell und Marienstein entstanden sein.
  • Stoffsammlung: statio = Standort, Wache; Eichstätt, © AD 23.04.11 = iactura statio. Anfuhrt am Wasser = statio; sedes = Wohnsitz (wett-steen hau-stetn); sedetum = Ort eines Heerlagers, Lagerplatz; Setiger = das Borsten hat; Setanium = Sommerkorn, Sommerweizen; setanius = heurig, diesjährig