Lateinische Sprachrelikte
im bayerischen Dialekt

Ortsnamen

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  • Die -kirchen-Orte des Bistums Eichstätt
  • Quelle Dr. M. Bacherler HSB 52 1937:
    Den -dorf-Orten stehen zeitlich die On auf -kirchen und -zell nahe. Die -kirchen von denen keines einen Pn als Bestimmungswort enthält, liegen fast aile im altbesiedelten Gebiet, dem sich zuerst die kirchliche Tätigkeit zuwandte; sie sind zur Zeit der ersten Pfarreinteilung des Bistums (9. Jh.) entstanden. Die -zell-Orte, ebenfalls eine Schöpfung der Kirche, liegen zumeist in der Nähe des Bischofssitzes oder eines frühmittelalterlichen Klosters, teils im Tale (c. die Hälfte), teils auf dem Berge; ihre Entstehungszeit liegt im 10. und 11. Jährhundert.
  • Quelle Dr. M. Bacherler, HSB 50: On auf -kirchen enthält das Bistum Eichstätt nur 8. Es sind dies *Altenkirchen abg. bei Luppurg, genannt 1314 (Hei 1545/46). ein Schiedsgericht sprach bei einem Streit zwischen Eichstätt und Regensburg wegen des Patronatsrechtes über diese Pfarrkirche dem Regensburger Bischof den Patronat zu, da er ihm infolge einer Schenkung des Konrad von Luppurg zustehe; die Pfarrei war demnach Adelspfarrei und Mutterpfarrei von Luppurg. Dietkirchen (Pfk. S. Stephani), auf einem Berge östlich von Neumarkt i. O. (III B), da zu ahd. thiut "Volk" gehörig wie Dietfurt ein alter Name (urk. 1129, Hei 331), war gräflich-hirschbergische Pfarrei mit zahlreichen Filialen und Urpfarrei. Auch Waldkirchen (Pfk. S. S. Petri et Pauli, urk. 1053 Hei 197), mundartlich auch "Petersberg" genannt, ist als Urpfarrei zu betrachten. Desgleichen war Sulzkirchen, im Tale bei Freystadt i. O. (Pfk. S. Georgii), im Gund. c. 1060 Solzchirichun, Urpfarrei. Der Name Weißenkirchen, Einöde bei Eichstätt, Kirche S. Laurentii, Gund. c. 1060 Wizzenchirichen, 1480 und 1602 als Pfarrei genannt, zeigt, daß zur Zeit des Bischofs Gundekar II. (1057-1075) der Steinbau auch für Dorfkirchen aufkam; denn der Name bedeutet "zur weißen (d. i. steinernen) Kirche"; der Ort war sicher Altpfarrei, vielleicht sogar Urpfarrei. Neukirchen (IV A), Pfk. S. S. Petri et Pauli, ist eine Adelspfarrei der Herren von Freudenberg, vielleicht noch alte Pfarrei. Feldkirchen, Filialkirche. BMV, Pf. Ingolstadt (1 A), ist die Kirche im Feld, auf unbewaldeter Fläche. Neuenkirchen, jetzt Heiligenkreuz, Filialkirche S. Crucis; Pf. Kaldorf (II), wird urk. 1194 (Hei 499) genannt.
    Keiner der On auf -kirchen enthält einen Pn als Bestimmungswort; das Bestimmungswort gibt vielmehr die Lage oder eine Eigenschaft der Kirche an. Fast alle genannten Orte liegen im Süden und Osten der Diözese, also im ing-Gebiet (mit Ausnahme von Neukirchen IV A), doch nicht inmitten von ing-Orten, sondern entweder am Rande des ing-Gürtels wie bei Neumarkt - (Sulz-, Diet-, Wald-, Altenkirchen) oder auf der Hochfläche wie bei Eichstätt (Weißen-, Neuenkirchen). Ihre kirchliche Bedeutung ist groß, sind doch mindestens 3, vielleicht sogar 4 von den 8 Urpfarreien und wenigstens 4, vielleicht 5 alte Pfarreien. Die -kirchen-Orte sind demnach zumeist zur Zeit der ersten Pfarreinteilung des Bistums entstanden und dürfen, mit Ausnahme der durch den Namen als jünger gekennzeichneten Neu(en)kirchen, daher dem 9./10. Jahrhundert zugewiesen werden.
  • Stoffsammlung: ceriaria = Lebensmittellieferantin; cerarius = der in Wachs arbeitet; cerinthe = ein Kraut, den Bienen angenehm; Cerinthe major = große Wachsblume; cerion = Bienenhäuslein; Warum sollte in Weißenkirchen, bei Eichstätt eine weiße Kirche erbaut worden sein und dann erst die Einöde um die Kirche herum; Die zahlreichen Kirchenwege und Kirchensteige fussen wohl auf cerno/cernere = sehen, anschauen, beobachten, wahrnehmen;