Lateinische Sprachrelikte im bayerischen Dialekt

Flurnamen 85117 Eitensheim

Ur-Bayerisch ist keine Variante der deutschen Sprache, sondern Latein.

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Quelle: Herausgegeben von der Gemeinde Eitensheim 2000, Autor Andreas Hirsch.
Die Veröffentlichung auf den Seiten des Verschönerungsvereins/boari erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verfassers (04.2006.)

NameKulturartHerkunft

  • Flurnamen Eitensheim

    Eitensheim,  Autor Andreas HirschBevor wir die Flurnamen und dessen Herkunft bzw. Sinn beschreiben, befassen wir uns mit der Urbarmachung der Landschaft. Wie schon erwähnt war im Süden eine mäßig mit Buschwerk durchsetzte Zone. Die Bachläufe muß man sich als sumpfige, nasse Verläufe vorstellen. Das Gabelholz war noch ein mit vielerlei Bäumen und Strauchwerk bewachsener Auwald. Auf den Hügelflächen fanden unsere Vorfahren freie steppenartige Flächen, die gut zu beweiden und auch zu bebauen waren. Das Gebiet um den jetzigen Ortskern war für die Feld- und Viehwirtschaft gut geeignete freie Zone.

    Der Westen und Norden war mit urwaldartigem Mischwald besetzt. Der Waldrand hatte beginnend im Westen in etwa folgenden Verlauf: von Buxheim aus entlang der alten Straße (Bierweg) Richtung Hitzhofen - Eichstätt, vorbei am Weinberg über das Biberger Feld. Nur zirka 300 Meter nordwestlich von der Ortsgrenze, dort wo vor 25 Jahren noch die Hohlkreppen und "Anrainer" an der B13 Richtung Nordost begannen, verlief der Wald in einem großen Bogen Richtung Osten, zum heutigen Flurteil "Schelmbuck" und zog sich entlang der Anhöhe am Steinberg. Das "Gabelholz" reichte in seinem stark aufgelockerten Bewuchs bis vor die Bahnlinie. Wann die ersten größeren Rodungsperioden bei uns einsetzten, ist exakt nicht überliefert. Es muß aber davon ausgegangen werden, daß schon bald nach der Bistumsgründung, und der damit einsetzenden wirtschaftlichen Entwicklung einhergehend, mit einem raschen Anstieg der Bevölkerungszahlen, der Bedarf an Siedlungs-, Weide- und Ackerland akut anstieg. Zunächst wurden Brandrodungen bevorzugt. Dies hatte den Vorteil, daß es weniger körperlichen Aufwand erforderte, und die anfallende Brandasche den jungfräulichen Boden verbesserte. An den Rodungszonen entstanden kleine Gehöfte, die sich sehr rasch zu großen Höfen entwickelten. Die im Mittelalter einsetzende Zügel- und z. T. Rechtlosigkeit, mit den erwähnten Übergriffen durch Kriege, Gesindel und Raubrittertum, trieb hier an der "Landesgrenze die Siedler dazu, ihre Anwesen zu verlassen und in die mehr Sicherheit bietenden Dörfer zu ziehen. Die Namen dieser Hofstellen und Flurteile aus der Rodungszeit sind bis heute in den Flurnamen unseres Dorfes erhalten geblieben.

    Die Waldteile

    Der erste bekannte Vermessungsplan wurde 1815 gezeichnet. Die aus dieser Zeit bekannten Flurnamen wurden übernommen.

    Vordere- und Hintere Reitschaft = ahd. riuti - abair. roit = "gerodete Waldsteile" - Kahlschlag, Jungwald.

    Kuhberg = Waldstück, in das die Kühe zum Weiden getrieben werden durften.

    Am Roten Bichl/ Rodenbichl = geroiteter Waldteil am Hang/Berg. Früher gab es den Kühbichl = eine Waldweide.

    Im Bonifazi Holz = Waldschlag, wo einst die Ponifatius Kapelle stand.

    Hintere Tränke = kleiner Naturweiher zur Viehtränke.

    Die Feldfluren

    1. Vogeläcker = Äcker bei den Vogelhecken (Vogelhag). Dieser Flurteil wurde nach der Flurbereinigung nicht mehr aufgeführt.

    2. Kreutäcker abair. - aus der Waldrodung urbanisiertes Feld.

    3. Hartfeld = al. Wald am Sandberg.

    4. Raitenhart (Reitenhart) = abair. - roiden - ausreißen, gerodeter Wald.

    5. Kreuzfeld = Felder bei den "Drei Kreuzen", liegt in derTauberfelder Flur.

    6. Kesselfeld = Felder in einem engen Talkessel.

    7. Windhöhe/Windweg = höchste Erhebung im ganzen Feldbereich der Gemeinde, dort wo der Wind bläst.

    8. Am Seebuck = Berg hinter dem "See".

    9. Beim Brünnl = ganzjährig nicht versiegende Karstquelle mit kleinem Weiher.

    10. Schwarzegerten = mhd. ergerte - Brachland. In einem landwirtschaftliten Aufsatz steht. Egerten sind Ackergrundatücke, welche einige Jahre zum Getreideanbau, dann eine Reihe von Jahren als Brachland und ebenso zum Graswuchs verwendet werden. Zum Schutz vor Wildschäden war es meist umzäunt.

    11. Meierfeld / Meierbreite = Feldbreite, die zum Meierhof gehörte.

    12. Breitenäcker - In der Breiten = Äcker, die zu einem "ganzen Hof gehörten.

    13. Breitenstückl = dto. jedoch mit kleinerem Ausmaß.

    14. Kristlenzenfeld = Acker der zum Kristlenz Hof gehörte.

    15. Höfeläcker = Felder aus der zweiten großen Rodungsperiode, wo einst ein Weiler stand, der anfangs des 14. Jahrhunderts in den Ort umsiedelte (vermutlich zum Kristlenz Hof).

    16. Wistäcker = auf der linken Seite des Weges liegende Äcker, "Hot" wäre auf der rechten Wegseite. Kommandoworte für Gespanne.

    17. Spitzäcker = spitz zum Lippertshofener Weg zulaufende Felder.

    18. An der Eichstätter Straße = Ackerland an Ortsverbindungswegen.

    19. Am Tauberfelder Weg dto.

    20. Am Mühltaler Weg dto.

    21. An der Hitzhofener Straße dto.

    22. Am Gaimersheimer Weg dto.

    23. Am Ingolstädter Weg dto.

    24. Am Böhmfelder Weg dto.

    25. Am Wettstetter Weg dto.

    26. An der Buxheimer Straße dto. (siehe Angaben unter 1.)

    27. Am Lippertshofener Weg dto.

    28. Feldberg - (siehe Angaben unter 1.)

    29. Zwischen den Wegen = Zwischen dem Böhmfelder und Lippertshofener Weg gelegene Äcker (siehe Angaben unter 1.)

    30. Lochfeld (Am Lochweg) = obd. Buschwerk

    31. Grubäcker = obd. leicht zu grabende - pflügende tiefe Humusschicht, meist an einem Graben "anrainend".

    32. Todleiten = hier dürfte es sich um einen historischen Begräbnisplatz oder um ein früheres Kampfgebiet handeln.

    33. Am Galgen = die Stelle des mittelalterlichen Blutgerichtes - (siehe Angaben unter 1.)

    34. Lüss = durch Losentscheid vergebene Grundstücke.

    35. Krumm Ackerläng = gebogene Form des Grundstückes - (siehe Angaben unter 1.)

    36. Am Roi/ Roin = am Rain - höhenversetzter Grasstreifen zwischen Feldern - (siehe Angaben unter 1.). in der Gaimersheimer Flur werden die Äcker an der Hochstraße als Flurteil "Hochrain" kartiert.

    37. In der Goi = ahd. anderer Name für Heideland.

    38. Kapflwiesen = Übungsplatz, Exerzierplatz, Sportplatz, Kampfplatz.

    39. Hofäcker - Hofwiesen dem Hof - Obrigkeit - gehörende Fluren.

    40. Viertelwiesen = mhd. ein Flächenmaß, Wiesenland das in gleich große Parzellen aufgeteilt ist.

    41. Bauernweg = Straße auf dem das Vieh auf die Weide getrieben wurde - früher hieß er auch Triebweg - (siehe Angaben unter 1.).

    42. Wiedweg = adt. Weidenbau. Da an dieser Stelle die Bodenvoraussetzungen günstig für das Wachstum von Weiden sind, handelte es sich vermutlich um ein mit Bäumen eingefaßtes Weideland. Ein Zusammenhang mit einem Widumsfeld oder Widumgsweg konnte nicht gefunden werden. Dieser Weg bildete die Zehentgrenze zwischen Orten Tauberfeld und Eitensheim - (siehe Angaben unter 1.).

    43. Biburgerfeld = Ackerbreite die zum Weiler Biburg gehörten, welche im frühen 14. Jahrhundert in die Ortschaft hereingesiedelt sind. Es entstanden dadurch die Höfe mit den alten Hausnummern 13 und 33.
    BLfD: Beschreibung Viereckiges Grabenwerk vor- und frühgeschichtlicher Zeitstellung im Luftbild.

    44. Gartenäcker = Äcker welche überwiegend als Krautgärten genutzt wurden - (siehe Angaben unter 1.).

    45. Lohäcker = Eichenlohe zum Gerben von Leder. Obb. = Sumpfgebiet - in diesem Falle wohl nicht angebracht.

    46. Beim Steinbruch = Steinbruch der zum Bau der Ortsverbindungsstraße nach Hitzhofen eingerichtet wurde - (siehe Angaben unter 1.).

    47. Steinberg = wo Kalksteinfelsen sichtbar sind (liegt auf der Gaimersheimer Flur).

    48. Sebastiäcker = Fluren um die Sebastianskapelle gelegen.

    49. Kapellenäcker = Äcker bei der Sebastianskapelle gelegen.

    50. Am tiefen Weg = Bei der Hollacher Ziegelei querte der Ingolstädter Weg die Eisenbahnlinie, (beim Bahnhäusl war eine Schranke an der eingleisigen Strecke). Mit der Fertigstellung der zweiten Bahnspur wurde die B 13 neu in den Ort (beim Bahnhof) eingeleitet. Bei der Ziegelei wurde ein "Durchlaß" gebaut. Da die Straße auch mit schweren Fuhrwerken befahren werden konnte, wurde die Trasse in das Gelände eingekerbt, so entstand der Name des Weges und der umliegenden Feldflur (siehe die Angaben unter 1.).

    51. Pfahlbug = hier können beim Bau der Ortsumgehung Relikte aus der römischen bzw. vorrömischen Zeit erwartet werden. Lt. Hartmann käme der Wortsinn aus dem keltischen "Wahl" - diese Annahme ist aber fragwürdig. Das Wort "Pfahl" bedeutet - von einem Zaun, Mauer oder Schutzwall umgeben / umfriedet.

    52. Fuchsäcker = von Jägern so benannt, weil sich dort häufig Füchse aufhalten.

    53. Salvatoräcker = Fluren um die Salvatorkapelle gelegen.

    54. Steigäcker = Viehsteig - Viehtriebweg.

    55. Straßäcker = Äcker an der Kreuzung der Römerstraße - Gaimersheim / Nassenfels mit der Bundesstraße B 13 nach Ingolstadt.

    56. An der Steingasse = Alte Römerstraße - steiniger enger Weg.

    57. Hanfstückl = wo Hanf angebaut wurde - (siehe Angaben unter 1.). Dieser Flurteil war südlich des Bahnhofes.

    58. Tauwiesen = In der Auwiese - nasse Niederung.

    59. Möckenlohergrund = Äcker die dem Meierbauer von Möckenlohe zu zinsen waren.

    60. Raimstelfeld = Ramse - alter Name für Bärlauch.

    61. Auf der Platte = ebenes, freies Feld.

    62. Bettelmannsbug = schlechte Bodenbonität "bei diesen Enteerträgen kann der Bauer zum Bettlmann werde."

    63. Am Mittelweg = sehr alter Feldweg, der zwischen dem Breitwieser Weg und dem Hochstraß Weg liegt.

    64. Am Kastenbrünnl = Liegenschaften des Eichstätter Kastenamtes.

    65. Im Gemäuer = hier stand einst ein römischer Gutshof.

    66. Naßfeld = wie der Name sagt, handelt es sich um einen tief gelegenes nassen Flurteil.

    67. Am Hessenhof = Lagebezeichnung am Weiler Hessenhof.

    68. Die Häg = Weidenhecken am Augraben.

    69. Espa = Espen - Büsche Zitterpappeln. Früher gab es eine Trift - Espa. Trift wurde das der Gemeinde gehörende Weideland genannt.

    70. Glatz / Glatzteil = flaches, mit Wiese und Äckern (lichter Buschwald) vermischtes Land, liegt zum großen Teil auf Gaimemheimer Flur.

    71. Hochholz = Waldteil der einst dem Domkapitel gehörte, liegt auf Gaimersheimer Flur.

    72. In der Schach = Name für kleinflächig aufgeteilte lichte Waldstücke.

    73. Krautgarten = kleine Felder die den ärmeren Leuten gehörten, wo sie ihr Kraut anbauen konnten.

    74. Beim bayerischen Grenzstein = hier stand der Grenzstein zwischen dem Kurfürstentum Bayern und dem Fürstbistum Eichstätt - liegt aber schon auf Gaimersheimer Flur.

    75. Am Weinberg = an diesem Südhang in der Buxheimer Flur wuchsen im späten Mittelalter Weintrauben (siehe hierzu das nachfolgende Kapitel über den Weinanbau in unserer Gegend).

    76. Schelmbuck = mhd. Schelm = Bösewicht. Vielleicht ist hier eine Schelmentat - Untat - vorgefallen ?. Aber es könnte auch nach dem abai. = schöll, rund = auf den "Buck" schließen.

    77. Birket = Lichter Mischwald - liegt auf Gaimersheimer Flur.

    78. Zwischen den Hölzern - Wiesen die zwischen dem Hochholz und dem Birket liegen.

    79. Breitwieserweg Weg der zu den Wiesen in der Breiten führt.

    80. Zwischenwiesen = Wiesen die zwischen den Feldfluren "An der Hochstraße" und dem "Naßfeld" liegen.

    In den ältesten verfügbarer Katastern sind noch folgende alte Flurnamen verzeichnet;

    Hirtenwiese dem Dorfhirten zum Eigennutz überlassene Wiese.

    Schinderbreite = Ackerfläche des Abdeckers.

    Stiglbaumacker = Baum an dem man einen Zaun übersteigen konnte.

    Henneräcker = gab früher Kunde von der Art des Lehens = Schlechter Boden daher geringes Lehen (z.B. Hennen). In späterer Zeit waren diese Felder gleich am Dorfrand bei den Bauern sehr unbeliebte, weil man dorthin die Hennen scharren ließ - heute sind es die begehrten Bauplätze.

    Pfaffenacker = Acker des Pfarrherrn, der von Abgaben frei war.

    Heilingfeld = es gehörte gewissermaßen den Heiligen der Kirche. Die Erträge wurde zur Instandsetzung der Kirche eingesetzt.

    Zwergäcker / Zwerchfeld = quer zu angrenzenden Feldern angelegtes Feld.

    Schlüsseläcker = der Name kommt von der Form des Ackers.

    Pfannenstieläcker = ebenfalls die Form der Flurstücke.

    Langwiese = zur Breite unverhältnismäßig lange Wiese.

    Leiten = unbedeutende Erhebung in der Flur.

    Gstocket = wo man beim Roden die Wurzelstöcke stehen ließ, weil es zu mühsam war, diese zu entfernen.

    Weinäcker = am Buxheimer Weinberg angrenzende Äcker.

    Haslholz = Haselnußbüsche am südlichen Waldrand.

    Aschäcker = Äcker bei den Eschen.

  • Es kann sicherlich davon ausgegangen werden, daß die Eitensheimer Flur erst nach den jeweiligen Rodungsperioden im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert mit den benachbarten Rodungsflächen (Bieburg, Reutenhart und Kreut) zusammengewachsen ist.

    Bis in die jüngste Zeit wachte ein sogenannter Feldflurer darauf daß sich niemand an den Feldfrüchten anderer vergriff. Der Flurer hatte aber auch die Aufgabe aufzupassen, daß die Grenzen beachtet, und beim Wegeabweiden - was bis in die 60ziger Jahre durchaus üblich war - nur der Rain und nicht "versehentlich" der angrenzende Acker "bsuacht" worden ist. Besonders in den Hungerzeiten nach den beiden Weltkriegen war der Flurer ständig auf Achse, weil beim Ährensammeln "Ehern" und Kartoffelnachglauben aus purer Not halt manchmal auch die aufgestellten Ährenmandln oder die Bifange "geräubert" wurden. Er hatte über den Zustand der Wege, Bachläufe und Windhecken dem Bauernobmann zu berichten.

    Dieses "gemeine Arbeit" leisteten in den letzten 75 Jahren: Wagner Matthäus (Watlaschuster), Schmidt Johann (Schoberler) und Mück Emil (Bewohner des Gemeindehauses).

    Als Waldflurer waren eingesetzt: Kausler Hans, Echerle Hans, Streher Josef und Meier Michael.

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