- Quelle UDI SB18: Von den Heilkräften der Zwetschge
Aus dem Würzburger Stadtteil Lindleinsmühle erreichte uns kürzlich die Frage nach der Herkunft und dem Bekanntheitsgrad des Ausdrucks Latwerge in Unterfranken. Latwerge, mhd. lat(e)wârje, latwêrge, latwerre, ist eine Entlehnung aus mittellateinisch elect(u)arium und griechisch ... und bedeutet ursprünglich Heilsaft oder (flüssige) Arznei' (Kluge 2002, S. 559). Das deutsche Worterbuch der Briider Grimm verzeichnet mehrere Textstellen aus der mittelalterlichen Literatur, die belegen, dass vor allem aus Pflaumen und Honig ein Dicksaft hergestellt wurde und dieser, besonders in Verbindung mit Knoblauch, wohl ein wirkungsvolles Heilmittel bei Husten war, aber auch für andere Zipperlein oder als Abführmittel diente (DWB Bd. 12, Sp. 281f.). Von dieser gesundheitsfördernden Wirkung ist zumindest in den Dialekten Unterfrankens heute nichts mehr bekannt. In der Bedeutung 'Marmelade' ist der Ausdruck Latwerge besonders im westlichen Unterfranken in der Region zwischen Amorbach, Alzenau und Bad Brückenau weit verbreitet. In der Regel handelt es sich um Zwetschgenmarmelade, vereinzelt wird aber auch aus Birnen laddweiche, laddwerich, laddweischend oder laddweische gekocht. In einem kleineren Gebiet im nordostlichen Unterfranken, das von der Saale über das Grabfeld bis in die Haßberge reicht, ist die Kurzform Werge gebräuchlich. Hier wird der Ausdruck weche, wecha oder wechng aber nicht nur für die Zwetschgenmarmelade verwendet, sondern er kann auch allgemein ein 'mit Marmalade oder Butter geschmiertes Brot' bezeichnen. Lit.: K1uge/ Seebold: Etymologisches Wérterbuch der deutschen Sprache. 24. Aufl. Berlin/ New York 2002, S. 559. Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wiirterbuch. Band 12 (1984), Sp. 281f. Von Dr. Monika Fritz-Scheuplein
- ... aber wohl kein Lehnwort ... vergo = eingießen