- Eine neue Autostraße durchquert das Tal
- Das Auto, das zu Anfang unseres Jahrhunderts die Welt zu erobern begann, brachte den Verkehr wieder dahin, wovon er ausgegangen war: zur Landstraße. Doch, konnte sie, gebaut für gemächlich dahinrollende Pferdefuhrwerke, auf die Dauer den Anforderungen der neuen Verkehrsmittel nicht mehr genügen. Ihre geringe Breite, die vielen, oft sehr engen Kurven und vor allem die starken Steigungen waren den immer schneller fahrenden Personenautos und den immer schwereren Lastwagen auf die Dauer nicht mehr gewachsen. Die mit Kalk geschotterte Straßendecke tat noch das übrige. Schimpfend verschwanden die mit ihren Fuhrwerken gemächlich dahinziehenden Bauern, die strampelnden Radfahrer und die Fußgänger in den Staubfahnen der vorübersausenden Autos. Konnte man es ihnen verdenken, wenn sich schadenfrohes Lächeln auf ihren Gesichtern zeigte, fanden sie so einen "Teufelskarren", dem der Atem ausgegangen war, an einem steilen Berg,stehen.
So sah man sich schon vor dem ersten Weltkrieg veranlaßt, die alten Landstraßen den Anforderungen des modernen Verkehrs anzupassen Ein besonderes Hindernis war für die Autofahrer die Steigung im Tiefen Tal nahe der Stadt Hier konnte man nur durch eine völlig neue Straßenführung Abhilfe schaffen. Es war ein weiter Weg von den ersten Planungen bis zur Fertigstellung der Neuen Straße, die im Jahre 1912 für den allgemeinen Verkehr freigegeben wurde. In jahrelanger, kostspieliger Arbeit mußte sie Meter für Meter dem harten Dolomit abgerungen werden. Wenn an schönen Tagen der Parkplatz an der großen Kurve über dem Herzogkeller mit Autos gefüllt ist, erfreuen sich die Einheimischen mit den Fremden des herrlichen Blickes auf den geschwungenen Talbogen mit der stolzen Willibaldsburg und der altersgrauen Stadt.
Mit dem Bau der Neuen Straße waren jedoch noch nicht alle Schwierigkeiten behoben die sich dem Fernverkehr im Altmühltal entgegenstellten. Der Verkehr nahm zu. Noch immer mußten sich die Autos durch die engen Straßen der Stadt zwängen. Noch rasselten die schweren Fernlaster auf Armlänge an den Häuserfronten entlang. Nur eine weitschauende Planung konnte diese Engpässe beseitigen Und diese Planung ist nunmehr zur Vollendung gereift.
In einem großen S-Bogen gewinnt die neue Auto-Umgehungsstraße zu Füßen der Burg die rechte Talseite, nachdem sie auf einer Betonbrücke die Altmühl überquert und in eine schienengleiche Überfahrt die Bahn gekreuzt hat. Dann führt sie am Bahnhof entlang, durchschneidet die Spitalvorstadt und begleitet ein Stück Weges die Altmühl. Bei der Aumühle mündet sie in die aus der Stadt kommende alte Straße ein. Nun sind die Straßen der Stadt vom Fernverkehr entlastet. Doch führt die Umgehungsstraße allzurasch den eiligen Autofahrer and den Schönheiten der Stadt vorbei.
Quelle: Mittelfränkischer Heimatbogen ca. 1955