- In "Baioaria" lebten keine Bajuwaren mehr ... EK 18.05.2010
Kipfenberg (EK) Das Römer und Bajuwarenmuseum auf Burg Kipfenberg ist um einige Attraktionen reicher geworden. Mit Unterstützung zahlreicher Förderer konnte am Freitag den geladenen Gästen das rekonstruierte Skelett des Kriegers von Kemathen vorgestellt werden.
Der Andrang im Römer und Bajuwarenmuseum war riesengroß. Viele Leute wollten die neuen Ausstellungsstücke sehen. Dr. Karl Heinz Rieder machte am Sonntag, am Internationalen Museumstag, mehrere Führungen durch die Räumlichkeiten. - Ebenfalls neu zu sehen sind ein Videofilm vom Tag der Ausgrabung im Jahr 1990 von Josef Meier aus Kirchanhausen und eine von Bettina Becker zusammengestellte Bildershow auf digitale Bildschirmen, sowie neu eingerichtete Vitrinen.
In seinem Festvortrag vor geladenem Publikum widmete sich Dr. Karl Heinz Rieder der Frage, ob der Krieger von Kemathen nun wirklich der Urbajuware sei.
Der Beitrag der Archäologie hat in den vergangenen Jahrzehnten einiges dazu beigetragen der Lösung dieser bayerischen Existenzfrage näher zu kommen. So lässt sich heute ein regional abgrenzbares Siedlungsgebiet ausmachen, mit welchem sich die sprachlich rückerschlosssenen "baiovarii" identifizieren lassen. Dabei handelt es sich um die Altmühlalb mit ihren Tälern und den unmittelbar angrenzenden Gebieten, zwei Kleinräumen nördlich von Regensburg und Straubing bis hinein nach Böhmen. Analoge Benennungen gibt es entlang der spätrömischen Reichsgrenze ein gutes Dutzend.
In dieser Siedlungskammer, welche nördlich der Donau als der spätrömischen Reichsgrenze lag, lässt sich eine germanische Bevölkerung in der Zeit von etwa 300 bis 450 nach Christus ausmachen, die auch im Vorfeld des wohl Namen gebenden Böhmen lag. Verabschieden muss man sich deshalb nach Ausweis der archäologischen Quellen von der Vorstellung, die baiovarii seien aus Böhmen zugezogen. Ihr jähes Ende, welches sich archäologisch belegen lässt, fand diese Siedlungsgemeinschaft in der Zeit der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern, als die Hunnen Attilas vom römischen Heermeister Aetius geschlagen wurden. Hierin dürfte ein ursächlicher Zusammenhang bestehen.
Im Anschluss daran wies Rieder auf die Abfolge verschiedenster Zuwanderer in das zukünftige, allmählich entstehende Bayern hin. Entscheidend für das zukünftige Land Bayern war die Übergabe der alten römischen Provinzen Raetien und Noricum vom Ostgotenkönig Witigis an den Frankenkönig Teudebert in den Jahren 536/37. Bis zu dieser Zeit findet sich in den Schriftquellen immer nur der Name Raetien für das heutige Südbayern. Kurze Zeit später taucht in den Quellen erstmals die Bezeichnung Baioaria auf.
Dr. Rieder stellte fest, dass die zahllosen Funde aus den Reihengräbern zwischen 450 und 550 keinen einzigen Hinweis auf ein Volk der Bayern darstellen, sondern dass die zugezogenen Gruppen sich als Alamannen, Ostgoten, Thüringer, Langobarden, Franken und Nordgermanen ansprechen lassen.