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  • EK Artikel vom 26./27.April 2024
  • Halbich rettete die Stadt
    Ein tapferer Arbeiter machte zu Kriegsende 1945 von sich reden
    Von Werner Pfaller

    Eichstätt - Der einfache Stadtarbeiter Anton Halbich hat die Stadt am Kriegsende trotz lebensgefährlicher Übergabe der Kapitulationsmeldung gerettet. Als die Amerikaner sich Ende April 1945 der Stadt näherten, wurden hektische Maßnahmen getroffen, die herrenlosen Lager von Lebensmitteln und andere beschlagnahmte Güter und Waren von Eichstätter Nazis und Bürgern in Besitz genommen. Die letzten Widerstandsnester der SS waren auf der Burg, bei der Frauenbergkapelle und im Rosental. Mutige Eichstätter Bürger haben sich zusammen um die Rettung der Stadt Sorgen gemacht und hatten viele Maßnahmen unternommen.

    Halbich wurde auf dem Schönblickparkplatz von einem Unterhändler empfangen und ihm wurde bestätigt, dass die Stadt in zwei Stunden bombardiert worden wäre. Nach einer halben Stunde wurde Halbich zurückgeschickt. Im Chaos der letzten Kriegstage bereiteten sich die Leute auf das Kriegsende vor: Bürger, Beamte, Kaufleute und kirchliche Würdenträger nach ihren Möglichkeiten. Anton Halbich bekam von Joseph Kleber ein Couvert mit, begleitet unter anderem von Georg Brummer. Auf dem Rathausturm ging Fritz Heinlein, Fisch- und Wildbrethändler, in Stellung. Er hatte eine ” weiße Fahne ” bei sich, die er auf der von der Burg abgelegenen Seite hinaushängte, um von der SS nicht gesehen zu werden.

    Einige mutige Bürger machten sich vorsichtig auf den Weg, bis zur Westenkreuzung verließ alle der Mut bis auf Anton Halbich, den pflichtbewussten Stadtarbeiter. Er hatte keine Deckung, denn die Strecke bis zum Tiefen Tal war Ackerland, ohne Bewuchs. Sein Ziel war der Parkplatz am Hotel Schönblick, denn hier vermutete er den Gefechtsstand der Amerikaner. Auf Händen und Füßen robbte der Mann den Straßengraben entlang, bis ein amerikanischer Soldat ihm die Fahne abnahm und ihm Zeichen gab, ihm zu folgen.

    Der Spähtruppführer kletterte mit ihm zum Parkplatz hoch und übergab ihn einem Dolmetscher. Nach einer halben Stunde wurde er zurückgeschickt mit der Rückmeldung, er habe mit seiner Meldung die Stadt vor der Bombardierung, möglicherweise der Zerstörung gerettet.

    Deutsche Soldaten sprengten die Spitalbrücke und hängten die beiden Soldaten Valentin Kriegl und Ludwig Lamour am Leonrodplatz an zwei Bäumen auf. Von der Frauenbergkapelle aus schossen die letzten SS-Soldaten auf den Gefechtsstand der Amerikaner, wobei die Kapelle wie durch ein Wunder von einem Blindgänger verschont blieb.

    Die SS zog sich über das Rosental und Weißenkirchen zurück, die Eichstätter NaziHerren flüchteten. Die Jägerkaserne öffnete ihre Tore und tausende gefangene Russen und andere Menschen aus allen möglichen Ländern strömten nach Eichstätt und suchten nach „ Essbarem” .

    class="upd"> Beim Wald oberhalb des Salesianums fand allerdings eine furchtbare Tragödie statt, als sich eine Gruppe von Russen über einen Topf mit Giftweizen hermachte, den sie aus Unwissenheit verspeisten. Er stammte von der Baywa, sie hatten ihn aus dem Getreidelager mitgenommen. Auf der Burg gab es viele Waren und Gegenstände, die der Normalbürger brauchen konnte. Ob es Lebenmittel oder andere Güter waren, war immer etwas dabei, was man haben wollte. Von der SS waren jede Menge von Möbeln, Lebensmittel, Kunstgegenstände, Bücher und Versteinerungen gelagert worden, aber sie konnten von der SS nicht mitgenommen werden. Eichstätter Kleinbauern und „ Sammler” hatten immer „ Bedarf” für alles, was irgendwie brauchbar war. Leider hatte sie sich verrechnet, denn sie mussten alles nach einer Woche in der Schranne „ Gewerbehalle” wieder abgeben.

    Wir Buben hörten vorn den Nachbarskindern, dass auf der Burg die Amerikaner Leute suchten, die ihre Wäsche Hause waschen, dafür gab Büchsenfleisch, Seife, Zigaretten, Kaugummi und Schokolade. Im Lazarettbau hoch über dem Burgtor waren die Amis untergebracht, im großen Saal die Besatzung der Burg. Sechs Eisenöfen sorgten für die nötige Wärme, und mein Bruder sagte damals zu mir, ich soll die Aschenschuber der Öfen vor dem Saal entleeren und die Zigarettenkippen aus der Tonne in einer Tüte sammeln. Die „ Beute” war die Handelsware meine Mutter beim „ Hamtern” auf dem Juraberg. Bei den Bauern war der Tabak heiß begehrt. Eier, Schmalz und Geräuchertes waren die geschätzte Handelsware.

    Eine Gelegenheit zu Schmunzeln erlebte ich bei uns daheim: Ein Amerikaner brauchte seine Wäsche, Soldaten fuhren bei uns in den Hof. Sie kamen in die Wohnküche hoch und lagerten ihre Stiefel auf dem Küchentisch. Da der Stuhl schon sehr gebrechlich war, krachte er zusammmen und der Amerikaner landete auf dem Boden. Laut fluchent rappelte er sich hoch und endete mit schallendem Gelächter.
    Eine Frage allerdings bleibt bis heute offen: Wo bleibt die Würdigung für den todesmutigen Anton Halbich?