- Die Befreiungshalle bei Kelheim.
Von Fedor von Köppen.Eine schöne Kunststraße führt von Kelheim aus in langen Bogenlinien zu der Hohe, auf welcher die Halle sich erhebt. Dieselbe ist ein gegen 60 m hoher Rundbau mit einer Kuppel und steht auf einem dreistufigen Unterbau von 7,70 m Hihe. Zu der Hauptterrasse deselben führt eine breite Freitreppe empor. An der Außenseite stehen auf mächtigen Pfeilern 18 Figuren, germanische Jungfrauen mit weiten, faltenreichen Gewändern, 6,50 m hoch. Sie tragen Tafeln, auf welchen die Namen der deutschen Volkstämme verzeichnet sind: Bayern, Österreicher, Tiroler, Böhmen, Franken, Schwaben, Rheinländer, Thüringer, Hessen, Westfalen, Mecklenburger, Pommern, Brandenburger, Schlesier, Sachsen, Mähren, Hannoveraner und Preußen.
Über dem Eingangstore liest man die Inschrift: Den deutschen Befreiungskämpfern Ludwig I. König von Bayern, 1863
Die inneren Wände der Halle sind mit farbigem Marmor bekleidet. Auf einem 2 m hohen Sockel stehen an denselben 34 Siegesgöttinnen aus weißem Marmor. Je zwei derselben halten zusammen einen Schild und reichen die freigebliebene Hand ihrer (andern) Nachbarin. Sie versinnbildlichen die 34 Staaten des vormaligen deutschen Bundes. Auf den 17 Schilden, welche aus eroberten, französischen Geschützen gegossen wurden, prangen die Namen der bedeutendsten Schlachten aus den Befreiungstrieqen. Uber den Siegesgöttinnen enthalten weiße Tafeln die Namen von den 18 verdientesten, deutschen Feldherren aus jener Zeit und auf einem Bande des Gesimses sind 18 eroberten Festungen verzeichnet,
Die hohe, weite Kuppel hat eine 9 m weite, runde Lichtöffnung mit doppelter Glasplatte, durch welche das Innere erhellt wird. Gerade unter der Lichtöffnung liest man auf dem marmornen Fußboden in reich verzierter Kreisfläche die Inschrift: Möchten die Deutschen nie vergessen, was den Befreiungskchampf notwendig machte und wodurch sie gesiegt!
Der Grundstein zur Befreiungshalle wurde am Tage nach der Einweihung der Walhalla, 19. Ottober 1842, gelegt. 21 Jahre später, am 5Ojährigen Gedenktage der Völkerschlacht bei Leipzig, konnte die Einweihung des vollendeten Baues stattfinden, und dem greisen, königlichen Bauherrn war es vergönnt, dieselbe in eigener Person vorzunehmen.
- Quelle Bronner Bayerisch Land und Volk 1910