Originaltext: Rudolf Hager, Eichstätt den 24.4.2004
Die erste Erwähnung des Ortes Wasserzell stammt aus dem Jahre 1169. Otto de Celle wird in diesem Jahr als Eichstätter Domherr genannt. Die alte Benennung "Richolfszelle" hingegen soll angeblich auf den Gründer hinweisen, doch darüber hinaus schweigen die Urkunden völlig.
Es ist aber eine bekannte Tatsache, daß viele Orte unserer Heimat nicht erst bei - oder kurz vor - ihrer ersten Nennung gegründet wurden, sondern, daß eine ganze Anzahl von ihnen eine weit in die Vorgeschichte zurück reichende Vergangenheit besitzen.
Immer wieder siedelten die Menschen an den Plätzen, die ihre Vorfahren bereits Jahrtausende zuvor als geeignet befunden hatten. Guter Boden und das Vorkommen von Wasser waren die Grundvoraussetzungen.
Das muß auch bei Wasserzell so gewesen sein. Hier, am Altmühlbogen und dem Seitental, das heute durch den Bahndamm abgetrennt ist, scheinen sich die Menschen schon früher wohlgefühlt zu haben.Eine Höhenbefestigung
Wenn man sich im sog. Winkelmann-Katalog, dem Standardwerk über die Vorgeschichte unserer Heimat, über die Frühzeit des Ortes Wasserzell informieren will, so findet sich darin lediglich eine einzige vorgeschichtliche Fundstelle:
Abschnittswall auf dem Schneckenberg, zwischen Wasserzell und Eichstätt Bahnhof. 93 Meter lang, 0,80 Meter hoch, der Graben 4 Meter breit und 0,60 Meter tief.
Eine Befestigungsanlage also, die zeitlich wahrscheinlich in die Epoche der älteren Eisenzeit gehört, somit also etwa um 750 Jahre vor Christus enstand, eine Annahme, die sich jedoch ohne Grabungen nicht sicher bestätigen läßt.Woher D.J. Planck in seinem "Entwurf einer Geschichte des ehem. Bischofs- und Fürstensitzes Eichstätt", erschienen 1859 in München, sein Wissen hatte, als er diese Befestigung als "Burg Schabeneck" bezeichnet, ist nicht meher festzustellen.
Dieser Wissensstand aus der Zeit um 1920 konnte dank der Luftbildachäologie inzwischen gewaltig erweitert und ergänzt werden.
Ein Erdwerk, ... laut Rudolf Hager handelt es sich dabei um ein jungsteinzeitliches Grabenwerk oder eine hallstattzeitliche Hofstelle
Bekannt sind solche Erdwerke ab der Jungsteinzeit bis herein in die Hallstattzeit. Da diese Anlage jedoch in Form und Bauart ziemlich regelmäßige Strukturen aufweist, könnte sie eventuell mehr der Hallstattzeit (750 - 450 v. Christus) zuzuordnen sein. Eine genaue Datierung ist wie bei allen derartigen Objekten so auch hier nur durch eine wissenschaftliche Grabung zu erzielen.
Bereits Ende der 80er Jahre gelang es, westlich des Ortes, nahe der Altmühl eine Erdwerk zu fotografieren. Diese Anlage kann bei entsprechendem Bewuchs (Getreide) und längerer Trockenheit seitdem fast jedes Jahr beobachtet werden. Zwei Gräben und möglicherweise ein Palisadenzaun umschloß den etwa quadratischen Innenraum, vom dem allerdings der nördliche Teil im Luftbild nicht zu erkennen ist. Vielleicht hat ihn das Hochwasser der Altmühl schon weggespült. Pfostenlöcher lassen eine Innenbebauung mit Gebäuden erkennen. Weil auch im Umfeld zahlreiche Spuren von Pfostenlöchern und eine an das Erdwerk heranführende Holzpalisade dokumentiert werden konnten, ist an eine weit weit größeren, dorfähnlichen Siedlungsbereich zu denken, der umfriedet war.
Erdwerk zeigt die (alle) Merkmale, wie sie für sog. befestigte Herrenhöfe der Hallstattzeit typisch sind.
Andere Luftbilder lassen den Eindruck entstehen, als wäre in den Graben des Erdwerkes ursprünglich ein vom Talhang herführender Wassergraben eingemündet, der die Anlage damit in eine Art Wasserburg verwandelt hätte. Wegen der Nähe zur Altmühl wird man in der Annahme wohl nicht fehlgehen, daß u.a. der Fischfang bedeutend war und den Bewohnern als Nahrungsquelle diente.Hofanlage oder Kultplatz ?
Es war im Spätherbst des Jahres 1993 als sich nach einer längeren Trockenperiode in einem großen Rübenacker gleich neben der Ortschaft - erstmals durch Verfärbung der Rübenblätter - ein Grundriß abzeichnete, der völlig anders geartet war.
In einem etwa 100 Meter mal 100 Meter großen Viereck ist als Innenbebauung ein kleineres Gebäude zu erkennen. Leider waren die teilweise nur sehr schwach und nicht vollständig auszumachen, so daß z.B. ein Zugang nicht erkennbar ist.
Nach der Struktur des Grundrisses handelt es sich um eine aus Holzpfählen gebaute Anlage. Damit könnte es sich entweder um den Vorängertyp einer La Tène-zeitlichen Viereckschanz (=Heiligtum), oder einfach nur um einen eingezäunten, zeitlich allerdings um ein paar Jahrhunderte älteren, hallstattzeitlichen Bauernhof handeln.
Ein zeitlicher Zusammenhang mit dem vorher beschriebenen Objekt läßt sich wohl nicht herstellen.Hügelgräber
Noch nicht fotografiert werden konnten einige eingeebnete Hügelgräber, die sich nach Berichten des Eigentümers in seinem Acker weiter in Richtung Obereichstätt befinden.Textauszug, mit freundlicher Genehmigung des Verfassers.