Lateinische Sprachrelikte im bayerischen Dialekt

Flurnamen

Ur-Bayerisch ist keine Variante der deutschen Sprache, sondern Latein.

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  • 85128 Wolkertshofen Weidenhiller
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  • Originaltext:
    Von den Flurnamen Wolkertshofens, deren Sammlung Herrn Hauptlehrer G. Scherer zu verdanken ist, gehören mit zu den interessantesten jene, die von benachbarten Siedlungen herzuleiten sind, denn sie geben uns dankenswerten Aufschluß über eine abgegangene Siedlung. Ein Flurteil heißt nämlich "im Hof" und dort befinden sich die Grundstücke "Acker im Hof, A. im Hoffeld, Hofacker, vorderer, innerer, oberer, hinterer, langer, Zehn Pifang Hofacker, Sieben Pifang Hofacker, Hotelacker, Hoflachenacker 1406, Hoflachenteilacker 1407, Hoflachenwiese, Wald Hoflachen, Hoflachenholz". In dieser Flurlage stand einst der Weidenhüller Hof, urkundlich bezeugt bei Heidingsfelder, Regesten der Bischöfe von Eichstätt, Nr. 575 anno 1216 als Wendenhule, 704 anno 1239 als Widenhule. Aus dem Flurplan von Wolkertshofen läßt sich der Grundbesitz dieses Hofes in wesentlichen feststellen: er umfaßte hier die Plannummern 1397 bis 1464, welche zusammen eine Fläche von rund 500 Tagwerk einnehmen; es sind aber außerdem noch Grundstücke dieses Hofes nach Möckenlohe und Tauberfeld gekommen; Weidenhüll war demnach ein stattlicher Hof. Schon vor dem Jahre 1216 hatte das zwischen 1156 und 1158 gegründete Kloster Rebdorf den der Domkirche zu Eichstätt gehörigen Hof gegen jährlichen Zins inne; im Jahre 1216 erhielt Rebdorf gegen Abtretung eines in Eichstätt gelegenen Gartens das zinsfreie Eigentum am Widdum in Weidenhüll vgl. Heidingsfelder, Regesten der Bischöfe von Eichstätt nr. 575. Unter den Rebdorfischen Gütern, welche in einer Bulle des Papstes Gregor IX- vom Jahre 1239 aufgezählt werden, ist auch "Widenhule" genannt Heidingsfelder a. a. O. 704. Eine Salbuchnotiz von 1447/8 lautet: "Des Propstes von Rebdorf Gut zu Weidenhul, das jetzo baut Leonhard Weidenhuler von Tauberfeld, gibt in den Maierhof zu Möckenlohe 1 Schaff Forsthabern" Rieder O., der Versuch einer Geschichte von Nassenfels IV 131. Anno 1652 besaß Rebdorf, wie Breidendonkhs Chronik fol. 2, cod. 675 bibl. reg. Eyst. berichtet, den Hof nicht mehr, doch weiß der Chronist über das weitere Schicksal Weidenhülls nichts anzugeben. Das Gehöft kam bei einem Tausch an den Bischof Wilhelm von Reichenau 1464 bis 1496 und wurde in der 2. Hälfte des 15. Jahrunderts wahrscheinlich durch Feuer zerstört - nach der Volkssage soll es versunken sein - und nicht mehr aufgebaut. Nach dem Untergang des Hofes enststand nämlich zwischen Wolkertshofen und Tauberfeld ein Streit wegen des Viehtriebes in Weidenhüll, der 1483 2. Nov. vom Bischof von Eichstätt dahin entschieden wurde, daß der Gemeinde Wolkertshofen der Weidenhüller Hof zur Weide eingeräumt wurde; doch mußte Wolkertshofen für den Hof Steuern und Dienste leisten, 6 Schilling Wiesgeld zahlen und bei Fahrdiensten hiefür einen Wagen stellen vgl. Lex von Franken VI 1804 S. 120 Rieder a. a. O. I 140, VI 38, wo 1485 angegeben wird. In den Verzeichnisssen über die Wittmeß Wald Forstberechtigten wurde auch in der Folgezeit der Hof Weidenhill nocht stets angeführt und zwar mit einem Holzrecht, wie in der "Ordnung im Oberen Wittmeß am Ramersberg erneut am 15. Januar 1550", wo ausdrücklich bemerkt ist, daß dies Recht jetzt "die von Wolkertshofen" haben, ferner vom 19. Jan. 1550, ja noch 1801 und 1805 vgl. Hist. Ver. Eichstätt 22, 91 und Akten über den Wittmes im St.A. Nürnberg. Ende des 17. Jahrhunderts war diese Flurlage und der Name "Weidenhiller Hof" gebräuchlich, wie aus der Beschreibung der Eichstätter Landvogteigrenze vom Jahre 1681 hervorgeht, wo es heißt "das Holz Weidenhill und Aecker als der Weidenhiller Hof genannt". Weidenhüll ist auch die Wiege der weitverzweigten Familie der Weidenhiller. In den Pfarrbüchern von Nassenfels ist diese bis in die Gegenwart reichlich vertreten. vgl. O. Rieder, Versuch einer Geschichte von Nassenfels, IV 131. 133. Um 1630 kam ein Weidenhiller von Nassenfels nach Völkermarkt in Kärnten, wo er großen Grundbesitz erwarb und Ahnherr der österreichischen Adelsfamilie Weitenhiller wurde; sein Urenkel Joseph Weitenhiller wurde nämlich von Kaiser Franz Josef II. in den erblichen Adelsstand erhoben vgl. desweiteren das Biographische Lexikon für Oesterreich von Dr. C. Wurzbach 54, 1886, 203 -8 und das Genealogische Taschenbuch der Adeligen Häuser, Friedrich Irrgang aus Brünn, von 1890 S. 521 - 8. von Völkermarkt aus war Ende des 17. Jahrhunderts ein Teil der Familie Weidenhiller nach Klagenfurt in Kärnten gezogen. Der 1786 in Klagenfurt geborene Joseph Weittenhiller siedelte anfangs de 19. Jahrhunderts nach München über und von hier aus um 1817 nach Eichstätt, wo er Glasermeister und Besitzer des Hauses B 191 war und am 7. Januar 1862 starb. Dieser Joseph Weittenhiller ist für die Lokalgeschichte von Eichstätt deshalb von Bedeutung, weil er die Verarbeitung der Juraplatten zu den sog. Zwicktaschen erfand. Mit seinem Sohne Joseph + 12.2.1896, dessen Schwestern nach Amerika auswanderten, starben die Weittenhiller in Eichstätt aus.