Lateinische Sprachrelikte im bayerischen Dialekt

Flurnamen

Ur-Bayerisch ist keine Variante der deutschen Sprache, sondern Latein.

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  • 85072 Wintershof Hohes Kreuz
    = Cholera-Kreuz (408/6)
  • Der Flurname ist zweifelsohne einer der jüngsten der Gemeinde Wintershof.
  • Nördlich der Stadt, auf dem sogenannten Geisberg, oberhalb des Cafes Schönblick, dem ehem. Thingstätten-Lokal. Die Flur hier gehört jetzt zu Wintershof. Von dieser Stelle aus kann man bei geeignetem Wetter bzw. bei geeigneter Sicht die Alpen mit blosem Auge erkennen.

    Ursprung:
    Das Hohe Kreuz, eigentlich das Cholera-Kreuz, wird wegen seiner exponierten Lage an der höchsten Stelle über der Stadt (534 Meter ü.NN.) so genannt. Es ist vom Wintershofer Geselligkeitsverein 1986 errichtet worden.
    Wie die Inschrift auf der eisernen Tafel am Kreuzstamm besagt, hat es der Turnlehrer Lorenz Gruber gestiftet. In einer Dankprozession ist es 1854 hier auf die höchste Stelle des Geisberges heraufgetragen und aufgestellt worden. Eingeweiht wurde es am 13. Mai 1855 von Bischof Georg von Öttl (1846-1866).
    Grund für die Aufstellung war die Verschonung der Stadt vor einer ab 1831 in Bayern grassierenden Cholera-Epedemie, weshalb das Hohe Kreuz auch "Cholera-Kreuz" genannt wird.

    Beschreibung:
    Das Hohe Kreuz besteht heute aus einem ca. 8 m hohen Holzkreuz an dem sich ein gußeiserner Corpus befindet. Zuvor war auch das Kreuz aus Eisen. Am Fuß des Kreuzes befindet sich ein Sockel aus Jurasteinen, über dem eine ovale, gußeiserne Tafel den Ursprung des Kreuzes beschreibt.
    Rechts und links wurden immer einige Bäume gepflanzt die aber nie richtig gediehen. Während das Kreuz früher völlig frei stand, ist es heute fast vollständig von Bäumen verdeckt In einer Ausholzaktion wurden im Jahre 2002 viele Bäume entfernt und ein Weg angelegt, der allerdings genau über die Feuerstelle planiert wurde.

    Erneuerungen:
    Das Hohe Kreuz bestand ursprünglich aus einem hölzernen Kreuz und wohl auch einem solchen Corpus. Bald war das Kreuz morsch geworden und mußte erneuert werden. Das geschah erstmals am 4. Juni 1874, wo es um 15.45 Uhr vom Jesuitenplatz, dem heutigen Leonrodsplatz "hinaufgeführt" wurde.
    Am 7. Juni 1901 scheint es wieder erneuerungsbedürftig geworden zu sein. Diesmal aber ließ man Kreuz und Christusfigur im Hüttenwerk Obereichstätt fertigen und transportierte beides mit einem Pferdefuhrwerk der Brauerei Hofmühl auf Eichstätts höchsten Berg.
    Das Kruzifix ist angeblich eine Nachbildung jenes aus dem Augustinerkloster Rebdorf, das ebenfalls in Obereichstätt gegossen wurde und sich heute in der Obereichstätter Kirche befindet. Ob es sich tatsächlich um eine Kopie des "Reborfer Kreuzes" handelt, das jetzt in der Obereichstätter Kirche hängt, muß erst genau geprüft werden.

    Auch 1933 soll es nach der versuchten Verlegung eine Renovierung gegeben haben. Die bisher letzte Erneuerung fand 1986 statt.

    Das Hohe Kreuz gehört seit 1933 der Wintershofer Kirchenverwaltung, für die es damals angeblich in einer Blitzaktion eingetragen worden ist. Es hat deshalb eine eigene Flurbezeichnung, wenn auch die Größe des Grundstücks nur 2o x 20 Meter beträgt. Aus diesem Grund hat die Wintershofer Kirchenstiftung unter Mithilfe des Wintershofer Geselligkeitsverein "D`Wintershofer" die Renovierung übernommen. Von der Jagdgenossenschaft gab es dafür einen Zuschuß in Höhe von 3000.- DM. Allerdings wurde das eiserne Kreuz nun wieder durch ein hölzernes ersetzt, der alte Corpus hingegen belassen. Die neu Vergoldung hat eine Fa. in der Nähe von Pfaffenhofen durchgeführt. Im Mai 1987 fand die feierliche neue Weihe statt.

    Besondere Ereignisse:
    Besondere Aufmerksamkeit erzielte das Kreuz während der Zeit des III. Reiches. Damals wollte es der Kreisleiter der NSDAP und Bürgermeister von Eichstätt Dr. Walter Krauß versetzen lassen. Kraus hatte unterhalb eine Thingstätte anlegen lassen, (die am Spätsommer 1935 eingeweiht wurde) zu der das christliche Symbol seiner Anschauung nach nicht paßte. Er wollte an dieser Stelle ein Mahnmal für die gefallenen SA-Männer und Soldaten des Ersten Weltkrieges errichten lassen.
    Als ihm die Genehmigung dazu versagt wurde, versucht er buchstäblich in einer Nacht- und Nebelaktion vom 7./8. Oktober 1933, das Kreuz mit einigen Helfern (18 Mann des SA-Reservesturms, darunter ein Schweißer und einem Ingenieur) auszugraben und zu versetzen, was ihm aber nicht gelang. Die von dem SA-Sturmführer Bretting verständigte und rechtzeitig eingetroffene Polizei-Abteilung stoppte das Unternehmen.
    Krauß wurde daraufhin in einer Gerichtsverhandlung zu einer Geldstrafe verurteilt, die er jedoch nicht bezahlen konnte, weshalb er das Gericht um Erlaß bat.

    Der Frevel fand leider Einzug in Emmi Böcks Sagensammlung über Eichstätt, wo er stark aufgebauscht und sachlich unrichtig übernommen wurde. Es heißt dort, daß drei Männer, die an dem Frevel beteiligt waren, auf unglückliche Art zu Tode kamen. Zu den dreien zählte man auch den Hitlerjungen, der zwar tödlich verunglückte, an der Versetzung aber gar nicht beteiligt war. (Siehe Marterl für den Hitlerjungen)
    Bleibt die Frage offen: wieso ist Dr. Krauß damals eigentlich nichts passiert?

    Eine kleine Fläche um das Kreuz bildet heute eine eigene Flur mit einer eigenen Flurnummer und gehört der Wintershofer Kirchenstiftung.

    Quellen-/Literaturangaben:
    Hist. Blätter 1963 Nr. 1
    Dieser Text wurde freundlicherweise von Herrn Rudolf Hager am 08.04.2007 zur Verfügung gestellt.